ROM. Die italienische Regierung von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni hat den Umbau des öffentlich-rechtlichen Rundfunks angekündigt. „Ich vertrete eine politische Partei, die fast 30 Prozent der Stimmen auf sich vereinigt, und wir sind die Verfechter der traditionellen Werte. Wir werden neue Führungskräfte einsetzen. Ich weiß nicht wann, es liegt nicht allein an mir, aber ich denke, daß die Führungsspitze der RAI ausgewechselt werden wird“, sagte Kulturstaatssekretär Gianmarco Mazzi (Fratelli d’Italia) am Samstag im Gespräch mit dem Corriere della Sera. Es sei „die natürlichste Sache der Welt“, daß eine neue Regierung auch ihre kulturpolitischen Vorstellungen in die Tat umsetze.
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Anlaß für Mazzis Äußerungen ist unter anderem ein Auftritt des Rappers Fedez auf dem vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk RAI übertragenen Sanremo Musikfestival am Wochenende. Der Star hatte in einem Song sowohl die Familienministerin Eugenia Roccella als auch den stellvertretenden Verkehrsminister Galeazzo Bignami (beide Fratelli d’Italia) beschimpft. „Manchmal verbreite ich sogar Bullshit in alle vier Winde. Aber ich tue es nicht auf Kosten der Steuerzahler“, sang Fedez. Danach küßten sich der eigentlich mit dem Supermodel Chiara Ferragni verheiratete Fedez der Rapper Rosa Chemical aus Protest auf offener Bühne. In Italien wurden zu diesem Zeitpunkt Regionalwahlen abgehalten.
Italienischer ÖRR wußte über Aktion Bescheid
Melonis Partei übte daraufhin scharfe Kritik an dem öffentlich-rechtlichen Sender. „In RAI wußten sie Bescheid, aber niemand hat etwas unternommen“, empörte sich etwa der Fraktionsvorsitzende der Fratelli d’Italia in der italienischen Abgeordnetenkammer, Tomasso Foti, laut der Modezeitschrift Vanity Fair. Wenn der Sender nicht dazu in der Lage sei, politische Pluralität abzubilden, sei es an der Zeit für Personalwechsel im öffentlich-rechtlichen Rundfunk.
In Rai tutti sapevano, ma nessuno ha fatto nulla! pic.twitter.com/acvJ9MkbMY
— Tommaso Foti (@TommasoFoti) February 11, 2023
RAI-Direktor Stefano Coletta versuchte unterdessen bereits, sich öffentlich für den Affront zu entschuldigen. „Wir hatten darum gebeten, keine politischen Anspielungen zu machen, denn obwohl es keine nationale Parteilichkeit gab, war es eine Frage der Gelegenheit, da die Wahlen kurz bevorstanden“, betonte der Medienmacher. Fedez habe den beanstandeten Skandaltext vorab nicht mit den Veranstaltern geteilt.
Radiotelevisione italiana (RAI) ist eine öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt in Italien, die im Jahr 2020 etwa zwei Milliarden Euro zur Verfügung hatte. Zum Vergleich: Im selben Zeitraum hatte die ARD mit knapp acht Milliarden Euro einen viermal so hohen Betrag zur Verfügung. (fw)